
Es gibt Menschen in meinem Leben, die sind mir zu Engeln geworden.
Kindergottesdienstmitarbeiter, Lehrer, Pastoren, mittlerweile auch Pastorenkollegen, Familienmitglieder. Es gab auch zufällige Begegnungen, die mir neue Kraft gaben. Diese Menschen haben mir etwas von dem gezeigt, wie Gott ist. Menschen, die mich spüren ließen, dass ich ihnen wichtig bin. Menschen, die mich und meine Situation wahrgenommen haben. Ich fühlte mich gesehen.
Was wäre ich ohne diese Menschen? Wie würde mein Gottesbild aussehen ohne sie? Ohne sie hätte ich es vielleicht schwerer, an einen Gott zu glauben, der sich um mich kümmert und mich liebt.
„Du bist ein Gott, der mich sieht“, so sagt Hagar, Saras Magd, als sie in der Wüste einem Engel begegnet. Hagar eine ausländische Frau und Leihmutter für Sara, die selbst keine Kinder bekommen konnte. Es kam zu Spannungen und Konflikten zwischen Sara und Hagar. Irgendwann hielt es Hagar nicht mehr aus und floh von ihrer Herrin.
Und sie landete in der Wüste. Sie fühlte sich so wertlos und ausgenutzt, erniedrigt und unterdrückt. Sie musste nur das tun, was andere von ihr verlangten. Jetzt saß sie da, allein in der Wüste.
Auf unserem Bild sehen wir eine Person im Dunklen sitzen, auf dem sandigen Boden, den Kopf nach unten gebeugt. Alles scheint grau und ausweglos. Die Kraftlosigkeit und die Verzweiflung ist mit Händen zu greifen. Solche Wüstensituationen kennen viele von uns. Dieses Empfinden von Sinnlosigkeit und Leere. Und Gott scheint weit weg.
Was denkst du, wenn du die Person auf dem Bild siehst? Was für Gedanken gehen Dir durch den Kopf?
Eine Situation, in der du oder jemand anderes schlecht behandelt wurde? Vielleicht wurde Druck ausgeübt oder gedroht? Das Gefühl von Demütigung, Ohnmacht und Hilflosigkeit. Und niemand sieht hin oder versteht. Dunkelheit. Trübe Gedanken. Enttäuschung. Angst vor der Zukunft. Nicht mehr weiterwissen und doch weitermüssen. Und irgendwie eine leise Hoffnung auf Licht.
Hagars Lichtblick kommt unerwartet. Dort in der Wüste am Brunnen. Gott schickt ihr einen Engel und mit ihm einen Zuspruch, ein Versprechen. Hagar ist damit die erste Person in der Bibel, die einem Engel begegnet. Und sie ist die erste Frau, der Gott eine Verheißung schenkt: Sie wird einen Sohn gebären und ihre Nachkommen werden so zahlreich sein, dass man sie wegen der Menge nicht zählen kann.
Gott hat Hagar Würde zurückgegeben. Sie konnte aufstehen, aufrecht konnte sie weitergehen, zurückgehen. Gott war auf ihrer Seite. Gott hatte sie gesehen und ihr neuen Mut geschenkt.
Und sie nannte den, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht. Und den Brunnen, an dem der Engel ihr begegnet war, nannte sie den Brunnen des Lebendigen, der mich sieht.
Gott, der Mächtige verspricht Trost. Er hört und sieht, wenn wir verzweifelt sind. Und greift ein. Gott macht lebendig, tief von drinnen und schenkt neues Leben.
Und du, wo stehst du?
Fehler können Gott nicht davon abhalten, dir zu helfen, dir beizustehen. Auch Hagar hatte Fehler, wurde hochmütig als sie merkte, dass sie schwanger war und den Erben Abrahams unter ihrem Herzen trug. Gott schenkte Vergebung, Neuanfang und Zukunft.
So erlebte Hagar Gott. Gott schien weit weg. Und doch war er nahe. Und will es jedem von uns sein.
Sein Licht scheint in unser Leben, auch wenn wir es noch nicht merken. Gott sieht uns, kommt manchmal fast unbemerkt und hilft. Er will, dass wir spüren, wie wichtig wir ihm sind.
Auch wir können Engel für andere sein. Auch wir können Licht in das Leben anderer Menschen bringen, indem wir Mut machen und ihnen zeigen, wie wertvoll sie sind. Indem wir ihnen mit Respekt begegnen.
Und wir können andere segnen mit unseren Blicken und ihnen Zukunft schenken.
So wie Gott es macht.
Gottes Versprechen für dieses Jahr für jeden von uns lautet: „Ich sehe dich. Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde an deiner Seite gehen. Ich werde dich lieben“.